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Matthias Matussek schlägt spontan auf einen Schwulen ein.

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Hallo! Ich werde jetzt gleich Dreck an eine Klowand schmieren. Aber zuerst muss ich ein wenig erklären, wovon die Rede ist, denn vermutlich sind nur wenige meiner Leser in den selben Ecken des Internets unterwegs wie ich. In den letzten Wochen ist viel geschehen, ich kürze die Debatte aber mal auf die zentralen Ereignisse:

1. Matthias Matussek schreibt in seinem Text Ich bin wohl homophob. Und das ist auch gut so (12. Februar 2014), dass er Homosexualität für nicht gleichwertig mit Heterosexualität hält (weil die Betroffenen keine Kinder zeugen können) und es im Fernsehen zu viele Homosexuelle gibt, die als viel zu normal dargestellt werden.

2. Stefan Niggemeier antwortet in Ignoring Matussek (13. Februar), dass Matusseks Text aus dermaßen blöden und alten Argumenten bestünde, dass es ja unmöglich wäre, darauf wirklich noch irgendwas zu sagen und man es einfach sein lassen sollte.

3. Matussek findet eine 40-Seitige Broschüre für Lehrer, die seit 1997 zur Verfügung steht. In ihr findest sich unter Anderem der „Heterosexuelle Fragebogen“ . Dieser soll „Vorurteile und Stereotype“ deutlich machen und beinhaltet Fragen an die Schüler wie „Ist es möglich, dass deine Heterosexualität nur eine Phase ist und dass du diese Phase überwinden wirst?“ oder „Wann und warum hast du dich entschlossen, heterosexuell zu sein?“ (Lesbische und schwule Lebensweisen – ein Thema für die Schule, S. 20)

4. Er schreibt den Text Homosexualität ist ein Fehler der Natur (20. Februar), in dem er den Fragebogen kritisiert, weil dieser die Schüler verrückt mache und das Konvertieren zur Homosexualität propagiere.

5. Niggemeier erklärt in Matthias Matussek scheitert an Fragebogen für Siebtklässler (20. Februar), dass dieser ja wohl entweder absichtlich oder aus Blödheit nicht verstanden haben kann, dass dieser Bogen das Mittel der  satirischen Verfremdung nutzt, um typische diskriminierende Fragen am eigenen Leib erfahren zu lassen.

Wir sind jetzt in der Gegenwart angekommen. Vor wenigen Stunden hat Matussek einen Text veröffentlich, mit dem er entscheidet, dass die Diskussion zuende ist: Notwendige letzte Worte. Das ist die neueste Entwicklung zum Thema, und sie ist dermaßen absurd und bricht absichtlich übliche Diskussionsregeln, dass ich mir nicht mehr helfen konnte, als ihn so vollständig wie ich kann zu behandeln. Es ist etwa vier Uhr Morgens, ich kann nicht schlafen, wenn ich das jetzt nicht richtig mache.

Matthias Matussek hat in diesem Text fünf zentrale Dinge mitzuteilen:
1. Matthias Matussek ist einfach super
2. Stefan Niggemeier ist ziemlich scheiße
3. Matthias Matussek ist eigentlich total für schwule und es geht denen heutzutage eh gut
4. Die Kinder haben bereits Porno-Unterricht, so weit isses schon gekommen
5. Es gibt da einen Formfehler in dem Fragebogen

Der Text ist gespickt mit einer Wagenladungen kontextloser Beschimpfungen, die nichtmal als Ad-Hominem-Ausfälle bezeichnet werden können, weil es dabei nicht darum geht, Niggemeier zu diskreditieren, sondern einfach nur darum, ihn mit Beschimpfungen zu beschmeißen. Bei „Wissen Sie, Niggi, aufgeschwemmter Mausepaul…„, „Kartonschädel-Niggi„, „na, Sie Trottel?!“ und „Sie argumentieren wie ein Hitlerjunge„, bin ich ehrlich gesagt seit einer ganzen Weile sprachlos. Es ist mir noch nie vorgekommen, dass eine so öffentliche Diskussion sozusagen unterbrochen wird, um einfach nur Schimpfwörter zu benutzen. Sie haben nicht einmal einen Bezug auf irgend etwas, es sind keine witzigen Sticheleien bezüglich bekannter Eigenschaften von Niggemeier, wie zum Beispiel, dass dieser selber Schwul ist. Es lässt mich wie angegossen hier sitzen, weil ich nicht weiss, wie ich darauf reagieren soll. Wie mit einer Stammtischparole schafft er es, mich als Zuhörer einzufrieren.

Selbst einem Leser, der Matusseks Standpunkt teilt, kann doch bei dieser Art von Angriff nur der Gedanke kommen „Das ist einfach nur bullying“.  Ich verstehe nicht, was Matussek vor hat. Möchte er, dass irgend ein Leser sich denkt „Endlich sagt das mal jemand, gut gemacht!“ ? Möchte er Leser auf seine Seite ziehen?  Glaubt er, dass Beleidigungen ohne Anlass oder Bezug zum restlichen Artikel einen Leser dazu bringen, Matussek in einem besseren Licht zu sehen? Ich kann mir keinen gesund denkenden Menschen vorstellen, der positiv darauf reagieren würde. Ich verstehe einfach nicht, was die Idee dahinter ist.

Aber das ist nur der Teil, der mich ins straucheln brachte. Wir kommen jetzt zum wirklichen Inhalt des Artikels. 

1. Matthias Matussek ist einfach super 

Ich war nicht nur „eine Weile Kulturchef des Spiegel“ […] Davor war ich […] Korrespondent in Rio, New York und London. Davor habe ich die deutsche Einheit als Reporter begleitet, davor in den 1970er- die Terror- und in den 1980er-Jahren die Hausbesetzer-Szene.

ich habe tatsächlich über Goethe, Schiller, Hesse, Heine, die Romantiker, kürzlich Büchner geschrieben, ohne Probleme mit „Leseverständnis“ und „Interpretation“ und trotzdem fand die „taz“, dass da „Rock’n’Roll im Laden war“. Jawoll, auch ich stehe in Unterrichtsbüchern.

[I]ch [habe] zudem 20 Bücher geschrieben, davon drei Bestseller, die entschlossen quer zu Zeitgeist und Mode stehen, ferner Romane und Kurzgeschichten, TV-Formate, so, und jetzt kommen Sie

Der erste Teil des Textes ist dem Thema gewidmet, was für ein toller hecht Matthias Matussek ist. Hier kommt die entscheidende Frage auf: Okay, und? Auf einem argumentativen Niveau stellt sich mir die Frage, was hat das mit irgendwas zu tun? Sind die Standpunkte gewichtiger und die Aussagen glaubwürdiger, weil Herr Matthussek so ein wichtiger Mann ist? Ist das ein Versuch des Argument from Authority das in etwa besagt „Weil dieser Mann schon mal was geleistet hat, muss er ja in praktisch allen Bereichen Ahnung haben“?

Oder möchte Matussek an dieser Stelle nur, dass alle Leute, die ihn bisher gut fanden, ihn als massiven Angeber warnehmen müssen, der in seinem Selbstbild aufgrund von Niggemeiers Kritik große Unsicherheiten verspürte und diese ausgleichen muss, indem er Leuten, die ihn noch nicht gut kennen, aufzählt, was er schon alles geleistet hat?

In mir erzeugt diese Passage den Eindruck eines Mannes mit Kneifer, der aufgrund einer „unerhörten“ Kritik an seiner Person gegen die Schnappatmung ankämpft, während er sagt „Was erlauben Sie sich! Wissen Sie, wer hier vor Ihnen steht?!“, und dieses mentale Bild setzt sich auch in Teil 2 fort.

2. Stefan Niggemeier ist ziemlich scheiße 

Stefan Niggemeier ist, verglichen mit Matussek, eine arme kleine Wurst, die nichts geleistet hat, in einer dreckigen Butze wohnt und die überhaupt kein Recht hat, das Wort gegen jemanden wie ihn zu erheben (vgl. Matussek 2014).

Was haben Sie erlebt – außer im Netz nach „Belegen“ zu suchen, die der Denunzierung und dem Charaktermord dienen könnten?  […] Damals in Ihrem Geburtsjahr, saß ich bekifft im Kino und habe mir Kubriks „2001 – Odyssee im Weltraum“ reingezogen

Und Ihr Erfahrungsraum? Sie werden zitiert mit den düstern Worten „Für mich ist (das Bloggen) eine Sucht.“ Wäre das nicht ein Fall für Selbsthilfegruppen? Ich habe mal eine geleitet. Desweiteren treibt Sie: „Ein unstillbarer Hunger nach Aufmerksamkeit. Oder, um es positiver und weniger egozentrisch zu sagen: nach Kommunikation.“ Wie geschickt Sie doch Ihre Eitelkeit gleich politisch korrekt umlügen.

Ich kann verstehen, dass Matussek keinerlei Verständnis für diesen dahergelaufenen Lumpentypen hat. Immerhin hat der erst zwei Bücher geschrieben, und beide über Fernsehen, anstatt über Literatur! Leute, die nicht mindestens fünf Bücher geschrieben haben, die meine Deutschlehrerin gut gefunden hätte, brauchen bei Matussek gar nicht erst ankommen.

Und dann erstmal das heftigste: Der blöde Medienjournalist ist Jünger als Matussek! Können se sich das vorstellen? Wieso reisst der eigentlich so die Klappe auf? Leute, die nicht genauso alt sind wie er selber haben am Tisch gefälligst das Maul zu halten. Und in einer Selbstbeschreibung gibt er zu, dass manche Leute seine Leidenschaften als Schwächen verstehen können? Verlogen von vorne bis hinten, dieser Internetpöbel.

Wir sind jetzt tief im „Argumentum ad Populum„-Gebiet: Versuche, den Gegenspieler vor den Zuschauern zu entwerten, um klar zu stellen, dass man seiner Meinung gar kein Gehör schenken braucht. Auch diese geschehen auf einem dermaßen niedrigen, geradezu Nierenhieb-artigen Niveau, dass die Vorgehensweise eher den Schläger als den Geschlagenen diskreditiert. Der ganze Text würde auch nicht anders aussehen, wenn Matussek Niggemeier vor dieser Woche vermutlich gar nicht gekannt hätte und daraufhin erst einmal googlen musste, wer dieser Typ eigentlich sein soll. Augenscheinlich geht er nur mit Wikipedia-Informationen sowie irgendeinem „Über mich“-Text auf Niggemeier ein, die paar aktuellsten Texte in seinem Blog hat er TL;DR-mäßig überflogen.

Jetzt können Sie Ihre Truppen um sich scharen. Die meisten kenne ich ja von der Klowand ihres Blogs mitsamt ihrem FB-Krakeele.

Hallo! Das bin ich. Ich lese seit ich 13 bin den von Niggi mitgegründeten Bildblog, das ist jetzt zehn Jahre her. Meine Überzeugung, dass Wahrheit die wichtigste Tugend für mich ist, habe ich von ihm. Manchmal kommentiere ich auch in seinem persönlichen Blog, und oft freue ich mich über die Kommentare der gebildeten, mit klarem Menschenverstand schreibenden Leute, die oft erkennbar älter sind als ich und es schaffen, Kommentardiskussionen von 100+ Beiträgen zu schreiben, ohne Schimpfworte zu nutzen oder die Identität eines Anderen zu beleidigen.

Anscheinend bin ich jetzt ein Teil der Truppen, die an Niggis Klowand schmieren und rumkrakeelen. Es ist mir natürlich effektiv unmöglich, einen Kommentar zu Matusseks Beitrag zu schreiben, der das nicht ist, denn er hat es ja vorhergesagt. Wenn man im Internet gesagt bekommt „Jetzt sei doch nicht direkt so wütend“ ist es unmöglich, eine Antwort zu formulieren, die Zuschauer nicht in einem aufgeregten Tonfall lesen. Dadurch, dass ich mich äußere, bin ich automatisch teil des vorhergesagten Internetmobs. Ähnlich wie bei „jeder der jetzt was sagt ist blöd“ kann man so natürlich seine Gegner präventiv beleidigen. Es ist sozusagen das „ChipsCola“ des Sechzigjährigen.

3. Matthias Matussek ist eigentlich total für Schwule und es geht denen heutzutage eh gut.

An dieser Stelle wird es ein wenig anstregend, weil wir jetzt viel mit Doppeldenk arbeiten müssen.

Aber mit meiner Empörung, die Pointe ist Ihnen entgangen, habe ich mich offensichtlich als homophil geoutet, denn ich habe klar gemacht: So [wie im Fragebogen] sollte nicht gefragt werden. Und das Irre, Niggi: So werden Schwule längst nicht mehr befragt. Das war schon in den späten 1960er-Jahren nicht mehr der Fall.

Also zur Klarstellung: Der Mann, der einen Text darüber geschrieben hat, dass er es sich gefallen lässt, Homophob genannt zu werden, weil er Homosexuelle Partnerschaften für natürlich unterlegen hält, da dabei keine Kinder gezeugt werden können, ist eigentlich ein Schwulenfreund. Weil nämlich seit 40 Jahren schon kein Schwuler mehr gefragt wird „Was machen schwule denn eigentlich im Bett?“, „Ist das vielleicht nur ’ne Phase?“, „Hast du etwa deinen kleinen Bruder misshandelt?!“ Das ist alles Schnee von gestern. Es ist reine Schikane gegenüber uns Heteros, dass solcher Kram wieder hervor gezogen wird.

Es fällt Heterosexuellen weissen Männern ohne Migrationshintergrund wie mir immer schwer, diesen Punkt zu verstehen, weil wir nicht dafür sensibilisiert sind, ich muss den folgenden Satz daher unnötig stark formatieren: Nur weil du persönlich in der letzten Woche keine Schwuchteln verprügelt hast, ist Diskriminierung nicht vorbei. Ich möchte dazu kurz eine Rede von einer Betroffenen zitieren, weil man das nur auf diesem Wege wirklich versteht:

Have any of you ever been standing at a pedestrian crossing when a car goes by and in it are a bunch of lads. And they lean out of the window and shout ‚Fag!‘ and throw a milk carton at you. […] It feels oppressive. And when it really does hurt is afterwards. And afterwards is when I wonder and worry and obssess over: What was it about me? What did they see in me? […]

Have any of you ever come home in the evening and turned on the television and there is a panel of people. Nice people, respectable people, smart people. […] And they are all sitting around, and they are all having a reasoned debate on the television, a reasoned debate about you. About what kind of person you are. About whether or not you are capable of being a good parent. About whether you want to destroy marriage. About whether or not you are safe around children.

Wir kommen hier dem Kern des ganzen Problems ziemlich, ziemlich nahe, und ich fürchte ich bin nicht eloquent genug, um es auf einen Punkt zu bringen, der ihn wirklich einfängt: Wann immer jemand einen Text schreibt wie Matussek es tut, wird ein Problem fortgeführt, das durch Maßnahmen wie den Heterosexuellen Fragebogen verkleinert werden soll. Wir leben in einer Gesellschaft, in der viele, viele Leute Dinge sagen und tun, die verletzen, verunsichern und zu einem inneren Leid bei Anderen führen – ohne dass den Tätern das Bewusst wird, weil sie nicht dafür sensibilisiert sind, dass sie gerade verletzend sind. Es handelt sich um einen abstrusen Vorgang der verbalen Gewalt, bei dem der Gewalttäter das Opfer anbrüllt, es seie der eigentliche Täter, ohne dass er dabei bemerken könnte, dass er am schreien ist

Das Erkennungszeichen eines Schwulenfeindes in unserem Jahrzehnt ist der Satz „Ich habe nichts gegen Schwule.“ Generelle Daumenregel für alle: Wenn man das sagen muss, hat man vermutlich was gegen schwule. Matussek sagt ihn natürlich auch.

4. Die Kinder haben bereits Porno-Unterricht, so weit isses schon gekommen

Nur nochmal zum mitzählen: In Niggemeiers letztem Text stehen mehrere objektiv vorhandene Argumente, die Matussek widerlegen und seine Methoden, unfairen Diskurs zu führen, beschuldigen. Bisher haben wir in Matusseks Text 3 verschiedene Formen logischer Fehlschlüsse gefunden sowie 0 Argumente. Dies ändert sich jetzt.

[N]atürlich habe ich nicht falsch gelesen, sondern lediglich kompletter als Sie. […]

 Der Vorgang: Mir wird der Fragenkatalog der GEW (ohne den Kontext) zugeschickt von einer empörten Mutter, die einige Passagen unterstrichen hat, es sind die von Ihnen genannten.   Selbstverständlich habe ich gestutzt.  Als erste Frage: „Ab wann wissen Sie, dass sie heterosexuell sind?“  „Unfassbar“, mailte ich zurück.

Matussek hat nämlich die Handreichung, um die es ursprünglich ging, ausführlicher gelesen als Niggemeier! Und zwar zuerst einmal nur den Fragebogen ohne Kontext. Und den hat er dann nicht als satirisches, mit verfremdung arbeitendes Mittel verstanden, sondern ging davon aus, dass man in deutschen Schulräumen seit 1997 von seinen Lehrern wegen der eigenen Heterosexualität diskrimniert wird.

Und da hat er dann anscheinend aufgehört, ausführlicher als Niggemeier zu lesen, zumindest spricht er an keiner Stelle sonst mehr von dieser Aussage, dass er mehr gelesen habe. Ob er irgendwann die anderen 29 Seiten der Handreichung mal gesehen hat, geht aus seinem Artikel nicht hervor. Diese Stelle ist jedenfalls der vollständige Bereich, in dem er Niggemeier so etwas wie „Argumente“ entgegenbringt. Wir tun einfach mal so, als ob er überzeugend dargelegt hätte, inwiefern er deutlich besser gelesen hat als Niggemeier, und geben ihm einen Pluspunkt auf der Pro-Contra-Diskussionstafel, damit seine Seite nicht so leer aussieht.

[wir leben in] wirren Zeiten, in denen in der als Standardwerk empfohlenen „Sexualpädagogik der Vielfalt“ Übungen wie „der neue Puff für alle“ angeraten werden, wo sich dann 15-Jährige, wie es heißt, mit den „vielfältigen Lebens- und Liebesweisen“ bzw. „Sexualitäten“ auseinandersetzen. In dem Puff-Spiel geht es um Fragen wie „Welche sexuellen Vorlieben müssen in den Räumen bedient und angesprochen werden?“

Ich bin nicht im Besitz dieses Buches, weil ich nicht spontan ein 25 € teures Buch kaufen kann, um eine Behauptung eines Mannes zu widerlegen, der diesen Artikel niemals lesen wird, (weil ich Teil eines Internet-Mobs bin, der wild auf ihn einzuschlagen gedenkt. Und weil ich deutlich jünger als Niggemeier bin und zwei Bücher weniger geschrieben habe als er) daher muss ich mich mit einer spekulativen Antwort begnügen. Ich behaupte jetzt mal wild, dass es sich bei dieser Beschreibung der Übung um eine üble Misrepräsentation handelt, die aus Absicht oder Ignoranz geschehen ist.

Ich habe dafür keine besonderen Beweise, ausser den Umstand, dass, wenn deutsche Jugendliche standardmäßig beschreiben müssten, wie alle in einem neuen Puff sexuell befriedigt werden, bei uns die Autos brennen würden.

Wir befinden uns bis zur Nase in einer beinharten Diskussion über einen ironisch formulierten Fragebogen. Wenn es ehrlichwirklich eine solche Übung gibt, wieso in aller gottes Namen reden wir dann über diesen Scheissfragebogen! Die Matusseks dieser Welt würden einen dermaßen heftigen Schritt doch nicht unkommentiert lassen, um statt dessen über ein 17 Jahre altes Formular zu reden, das man unter Umständen, wenn man Blöd ist, falsch verstehen kann.

Ich unterstelle also mal spontan, dass Herr Matussek dieses Buch auch nicht gekauft oder gar gelesen hat und statt dessen eine zwei-Satz-Beschreibung dieser Übung zu sehen bekommen hat (vielleicht von einer empörten Mutter) und jetzt willentlich rumlügt, um den Eindruck zu erwecken, dass Sekundarstufler über sexuelle Befriedigung im Puff lernen müssen, in den implizit alle gehen sollen.

5. Es gibt da einen Formfehler in dem Fragebogen.

Mangelt es noch an Argumenten? Zwischen ein paar weiteren Beleidigungen gegen Niggemeier findet sich dann wieder eines:

Der Fragebogen der GEW übrigens ist bei weitem kein kohärent durchgeführtes Rollenspiel. Frage 4 z.B. enthält genau jenes schicke Vorurteil, das aus jedem, der nachfragt, einen „Homophoben“ macht. Nämlich: „Ist es möglich, dass deine Heterosexualität von einer neurotischen Angst vor Menschen gleichen Geschlechts kommt?“

 Unter den Insgesamt  12 Fragen des Fragebogens gibt es eine, die keine übliche, diskriminierende Frage gegenüber Homosexuellen ist. Sondern eine Frage, die wie eine direkte Anschuldigung klingt. Ich tue jetzt mal so, als ob das Homosexuelle Gegenstück dieser Frage nicht wäre „Traust du dich vielleicht einfach nur nicht, es mit Mädchen zu probieren?“ sondern als ob es eine ausdrückliche Beschimpfung von Heterosexuellen wäre.

Wie viele Schritte ist die Gay Agenda dann vorwärts gekommen? 3/10? Es ist schlimmstenfalls ein Formfehler im Formular, auf den man mit Brief an den Herausgeber: „Ich stimme ihrer Formulierung nicht zu, könnten sie da was dran ändern?“ reagieren könnte, anstatt die Verschwörung zur Umerziehung zur Jugend zu erfinden.

Dass der Sex unter Lesbierinnen weniger von Geschlechtskrankheiten begleitet ist, eine weitere Position dieses Fragebogens, gilt als wahrscheinlich – wo ist hier der Rollentausch, der die Frage ad absurdum führen soll?

Nein, lieber Niggi, mit ein wenig gesundem Menschenverstand wird man diesen Fragebogen als ganz natürlichen Baustein eines großangelegten Versuches deuten müssen, Irritationen über die eigene Geschlechtsidentät zu streuen.

Bei dieser Frage muss man ein wenig überlegen, um zu erkennen, welche diskriminierende Frage sie spiegelt:

9. Laut Statistik kommen Geschlechtskrankheiten bei
Lesben am wenigsten vor. Ist es daher für Frauen
wirklich sinnvoll, eine heterosexuelle Lebensweise zu
führen und so das Risiko von Geschlechtskrankheiten
und Schwangerschaft einzugehen?

Diese Frage ist da drin, weil man als Schwuler nämlich andauernd zu hören bekommt, Herr Matussek, dass die Homos ja alle AIDS haben. Und dass die viel mehr Infektionen haben. Darum gehts. Diese Aussage wird hier in das Hetero-Gegenstück umgekehrt. Is klar? Kann ich verstehen, dass Ihnen diese Übersetzungsleistung nicht gelungen ist, Sie haben ja auch seit 1970 keine diskriminierenden Fragen an Schwule mehr gehört.

Aufgrund dieser beiden Formfehler ist es offensichtlich: Der Fragebogen ist Teil einer großangelegten Aktion, um die Jugend sexuell zu verwirren. (Das ist natürlich nicht rein destruktiv gedacht sondern alles Teil der Gay Agenda, weil der Plan letztendlich ist, alle Leute zu homos zu machen. Das ist hier die implizite Aussage, die Uneingeweihte vielleicht nicht direkt herauslesen konnten.)

Dieser Text hat mich aufgeregt und angeregt. Ich verstehe noch immer nicht, was Herr Matussek bezwecken will, warum er so ausdrücklich und absichtlich auf einen Diskussionspartner einschlägt und warum er mit seiner verbalen Brutalität und Angeberei so stolz dasteht. Ich gehe davon aus, dass diese Diskussion nicht zuende ist, nur weil einer sagt, dass sie zuende ist, während er weiterstreitet. Und ein bisschen freue ich mich darüber, weil es so selten ist, dass jemand so begierig sagt „Hallo! Ich bin hier der Böse! Schau mal, ich nutz‘ sogar das Mehrheitsargument!“

Written by vetaro

25. Februar 2014 um 4:52 am

Veröffentlicht in Uncategorized

60 Antworten

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  1. Danke!

    Muriel

    25. Februar 2014 at 8:21 am

  2. Huhu. Vllt. eine dumme frage, aber diesen letzten matussek-text habe ich als satire eines anderen autoren unter verwendung eines pseudonyms gelesen. Allein die beleidigungen gegenüber herrn niggemeier klingen sehr nach titanic-slang. Bist du ganz sicher, dass wirklich die alte schwadoniermaschiene matussek hinter diesem pamphlet steckt? Ich bins nicht…

    helge

    25. Februar 2014 at 10:05 am

  3. Schöner Text – Danke

    Tobias

    25. Februar 2014 at 10:24 am

  4. Die Leseprobe zu „Sexualpädagogik der Vielfalt“ auf den Verlagsseiten bei beltz.de ist offenbar das vollständige Buch. Kern der Übung ist wohl nicht zuletzt „Grenzen“ der Vielfalt zu identifizieren. Was dann irgendwie ja ziemlich tagesaktuell ist.

    Ansonsten: Was Muriel schrieb.

    OB

    25. Februar 2014 at 10:30 am

  5. Guckst du, kaufen nicht nötig:

    Klicke, um auf 978-3-7799-2088-5.pdf zuzugreifen

    Ich

    25. Februar 2014 at 10:32 am

  6. Großartig! Danke!

    amfenster

    25. Februar 2014 at 10:32 am

  7. Wunderbar! Schön, dass der BildBlog Dich in die Liste aufgenommen hat.

    Vor allem bewundere ich Deine Ausdauer und Energie, die Du zeigst – und ich meine das völlig ironiefrei.
    Ich zynischer 50 jähriger nehme den Herrn M. nur noch als unzurechnungsfähigen Hofnarren wahr, der in seinem Narzis den Bezug zur Realität verloren hat.
    Wie sonst lässt sich wirres Gerde erklären, mit dem Höhepunkt Herrn Krömer und die ARD zu verklagen, weil man ihn nicht so vergöttert hat, wie er es verdient habe!

    Noch mal Danke
    MM

    MM

    25. Februar 2014 at 10:45 am

  8. Genial geschriebener Beitrag, vielen Dank! (Trotzdem Du noch viiiiiiel zu jung bist ;)) )

    willetter

    25. Februar 2014 at 10:46 am

  9. Ziemlich lesenswert finde ich persönlich die Kommentare unter dem letzten Artikel von Matussek. Was nicht immer selbstverständlich ist.

    schwertlilie

    25. Februar 2014 at 10:52 am

  10. Ebenfalls: Danke!

    Alexandra

    25. Februar 2014 at 11:01 am

  11. Danke für deinen Beitrag!

    Ich weiß einfach nicht, was ich zu Matussek sagen soll. Ich hab es gar nicht geschafft, seinen Text ganz zu lesen, weil ich so viel Kram unter der Gürtellinie gar nicht ertragen kann. Wasn Typ!!!

    Ky

    25. Februar 2014 at 11:10 am

  12. ..DANKE! Großartiger Text

    comicfreak

    25. Februar 2014 at 11:18 am

  13. Weil wir gerade bei richtig lesen und zitieren sind, hier kurz das vollständige taz-Zitat zum Thema Matussek beim Spiegel: „Mit Matussek, so muss Aust wohl gedacht haben, hole er sich wenigstens ein bisschen Rock n Roll in den Laden. Aber Matussek war eben nur Trash-Rock, eine Spielart, die letztlich keinen nachhaltigen Wert besitzt.“

    http://www.taz.de/!8671/

    bhrgero

    25. Februar 2014 at 11:25 am

  14. Schönes Ding!

    Jan

    25. Februar 2014 at 11:26 am

  15. Schöner, ausführlicher Beitrag. (Ich hatte in Erinnerung, das Formular sei aus den 70ern?)

    Zur Diskussion: Mein Beitrag hilft zwar nicht, „die Anderen“ besser zu verstehen, aber man versteht evtuenll, weshalb es manchmal zu so verhärteten und auch völlig unterschiedlichen Positionen kommen kann.

    Der Selbsttest dazu unter http://meykosoft.jimdo.com/anderes/visual-illusion/

    (Viele Sichtweisen auf oder in unsere Welt, haben sich nachweislich über all die Jahre im tagtäglichen Leben außerordentlich bewährt und sind ziemlich tief in unserem Wertesystem, im sogenannten limbischen System verankert. In der Neurowissenschaft wird das limbische System auch als „emotionales Machtzentrum im Gehirn“ bezeichnet.)

    Manchmal verhindert es leider auch neue Erkenntnisse oder andere Sichtweisen.

    meykosoft

    25. Februar 2014 at 11:34 am

  16. Ehrlich, pointiert und m.E. absolut zurecht von Herrn Matusseks Form der „Diskursführung“ empört! Daher auch von mir: Danke!
    Nur ein Tipp: Nochmal Korrekturlesen vor dem Online-stellen hätte nicht geschadet 😉

    Elijah.lans@web.de

    25. Februar 2014 at 11:38 am

  17. Sehr guter Text!!!
    Ich hoffe Stefan Niggemeier und Matthias Mattussek lesen ihn, er ist es 100mal wert gelesen zu werden!

    Nils

    25. Februar 2014 at 11:56 am

  18. Hihi. In Zeile 2 steht „Internes“ statt „Internets“ und Punkt 4 gibts 2 mal. Davon abgesehen: Super Beitrag. Mir gefiel die Stelle „Wenn man im Internet gesagt bekommt “Jetzt sei doch nicht direkt so wütend” ist es unmöglich, eine Antwort zu formulieren, die Zuschauer nicht in einem aufgeregten Tonfall lesen.“ besonders gut. Es ist leider nämlich auch so, dass der Verfasser dieser Zeile jedwelche Antwort in selbem Tonfall lesen wird. Es ist ebenso unmöglich, seinen Gesprächspartner davon zu überzeugen, ruhig und gelassen zu argumentieren. Oftmals jedenfalls.

    Mich überraschte das Alter des Autors… Fühle mich jetzt regelrecht klein, weil ich noch weniger Bücher geschrieben habe. Aber Klowände, die krieg ich voll.

    Muckje

    25. Februar 2014 at 12:20 pm

  19. Großartige und sachliche Antwort! Zeigt auf, wie irrational und einfach nur gehässig Leute bei diesem Thema sind, die „nichts gegen Schwule haben“…

    Poster

    25. Februar 2014 at 12:23 pm

  20. Sehr schön. So einen abstrusen Text noch sinnvoll und ohne schimpfen zu ergründen. Mein Respekt hast du. Danke auch für die Zusammenfassung am Anfang. Sehr Humorvoll und doch bissig. Ich bin begeistert. Weiter so, du „böser Internet Mob“
    .

    Kai Michael Netthorn

    25. Februar 2014 at 12:32 pm

  21. Eine wunderbare Analyse. 🙂
    Trotz des widerwärtigen Themas (Matussek) hat es mir Freude bereitet, das hier zu lesen.

    Jenny

    25. Februar 2014 at 12:35 pm

  22. Ich habe bisher nur den Artikel von Matussek gelesen, weil ich in Reddit darauf gestoßen bin. Ich war fassungslos. Da ich allerdings von dem Hintergrund dieses Streits nichts wusste, danke ich an dieser Stelle für den Beitrag, der es mir ermöglicht, das ganze jetzt besser einzuordnen.

    Martin

    25. Februar 2014 at 12:36 pm

  23. „Das Erkennungszeichen eines Schwulenfeindes in unserem Jahrzehnt ist der Satz “Ich habe nichts gegen Schwule.” Generelle Daumenregel für alle: Wenn man das sagen muss, hat man vermutlich was gegen schwule. Matussek sagt ihn natürlich auch.“
    .
    Einspruch! Das ist doch an den Haaren herbeigezogen und erinnert mich an gewissen Gendertröten, die auch in jedem, der ein „verbotenes“ Wort sagt, einen Massenmörder sehen.

    Oder ist damit – noch schlimmer – gemeint: „…hat man was gegen Schwule. WEIL Mattussek das auch sagt“ ?

    Klaus

    25. Februar 2014 at 12:41 pm

  24. Dank für die Erläuterung von M. Ausfall.

    Meine erster Gedanke bei M. Text war: So alt, so viel erlebt und dennoch Nichts gelernt – chapeau

    kleitos

    25. Februar 2014 at 12:44 pm

  25. Interessant wäre auch zu wissen, was sich der European dabei denkt. Dort hält man das Pamphlet ja offensichtlich für veröffentlichungswürdig.

    Wilz

    25. Februar 2014 at 12:54 pm

  26. Was für ein schön geschriebener Text. Chapeau.

    etg

    25. Februar 2014 at 12:54 pm

  27. Wow. Irre guter Text.

    voodoente

    25. Februar 2014 at 1:10 pm

  28. Eine Antwort voller Selbstbetrug war von Matussek zu erwarten. Aber die Selbstbeweihräucherung und besonders die Beleidigungen überraschen wirklich. Danke für den Beitrag.

    Lars

    25. Februar 2014 at 1:23 pm

  29. Vor diesem ausführlichen, gut überlegten und angenehm persöhnlichen Kommentar ziehe ich den Hut!
    Vieles, das auch mir auf der Seele lag findet sich hier wieder. Auch ich musste feststellen, dass gerade dieser Text von Matussek sich liest wie eine Schrankwand Marke „Eiche rustikal“. Bei den Eurpean-Artikeln habe ich auch ein wenig kommentiert, aber ich hatte nicht die Kraft/Lust/Zeit und da ich keinen Blog habe(bis jetzt) auch nicht die mediale Reichweite um etwas sinnvolles zu diesem Machwerk zu schreiben, bzw. etwas sinnvolles zu der Diskussion beizutragen. Also nochmal vielen Dank für diesen Kommentar. Das Blog kommt direkt in den Feedreader 🙂

    BaWo

    25. Februar 2014 at 1:26 pm

  30. Aufgrund der zunehmenden Intensität der Schlammschlacht fallen mir eigentlich nur drei verschiedene Gründe für Matussek ein, einen solchen Text zu schreiben.

    1. Er ist verrückt geworden und meint alles, was er geschrieben hat, zu 100% auch so. Diese Möglichkeit halte ich mittlereweile persönlich am unwahrscheinlichsten. Dazu ist der Text einfach zu absurd.

    2. Er ist es leid, dass Facebook- und sonstige Kommentatoren allen möglichen Mist ungestraft schreiben dürfen und möchte auch einfach mal nach Lust und Laune schön rumflamen. Durch diese Provokation kann man natürlich auch wieder entsprechende Reaktionen gewinnen und dann in Fernsehshows und Zeitungsartikeln herumjammern, wie böse im Internet doch alle allgemein und speziell zu ihm sind. Die Gefahr, dass dabei jemand seinen eigenen Artikel gelesen hat, ist dabei eher gering und er kann wunderbar Vorurteile über das „böse“ Internet bedienen.
    Es besteht aber trotzdem die Gefahr, dass er dem Gegenlager damit Munition zuführt. Ein gefährliches Spiel also.

    3. Matussek, Niggemeier und noch ein Paar andere stecken alle unter einer Decke. Sie wollen die Reaktionen der Lager beobachten und lachen sich insgeheim darüber kaputt. Wir sind alle nur Teil eines großen Experiments. Außerdem lassen sich dabei schön Klicks generieren: Überall Kommentare, Blogeinträge, Likes, Links und sonstige Meinungen zu ihren Artikeln. Je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr glaube ich, dass dies der wahre Grund ist. Alles andere erscheint mir einfach zu wahnsinnig.

    Der 8te Zwerg

    25. Februar 2014 at 1:33 pm

  31. Herr M. ist ein aufgeblasener Wichtigwedler. Er ist die Zeit nicht wert, sich mit seinen Ergüssen zu befassen. Was es zu ihm und seinem „Werk“ zu sagen gibt, schrieb „Titanic“ bereits 2006: http://www.titanic-magazin.de/heft/klassik/2006/juli/leserbrief8/

    Immerhin: Falls er so weitermacht, könnte es vielleicht irgendwann sogar Herr Döpfner oder Tante Friede zu viel sein. Viel Hoffnung in dieser Hinsicht habe ich allerdings nicht – denen sind weder Gossen-Goethe noch Gossen-Kishon peinlich; der Pomadenheini ohnehin nicht.

    Von daher kann man wohl nur hoffen, daß Herr M. demnächst in ähnlichen Schwulitäten (Wortzwitz!) wie vielleicht Alice S. oder Sebastian E. steckt. Vielleicht reicht es ja auch schon, wenn er demnächst mal bei einer Verkehrskontrolle gegenüber der Polizei so ausrastet, wie er’s auf Papier tut…

    Kurt Mueller

    25. Februar 2014 at 1:34 pm

  32. Grüße!

    Nein, ich empfinde dieses Blog nicht als „Klowand“ – ganz im Gegensatz zu den Online-Kommentarspalten der sog. „Qualitätsmedien“, von denen sich Matussek sich seine Brötchen (eher Austern mit Kaviar, nehme ich an?) bezahlen lässt/ ließ.
    Was „das gesunde Volksempfinden“ da unmoderiert ablässt, ist so richtig „Klowand“, und würde bei jedem Blogger unweigerlich zu juristischen Konsequenzen führen – siehe die Kommentare zu „Edathy“ daselbst.

    Zu Matussek selbst – was will man da noch sagen? „Tanz den Sarrazin“? „Alte Männer machen sich selbst zum Affen“? „Demenz- niemand ist sicher davor!“?

    Traurig, irgendwie. Der Typ hatte zeitweise wirklich intelligente Sachen geschrieben. Verstörend, so „live“ den Zerfall einer Persönlichkeit mitzuerleben, mit dem Wissen „Das kann Dir auch passieren“.

    Coming from BildBlog, bookmarked.

    Danke für Deinen Text, viel Spaß ansonsten!

    Richard J. Baumgart

    25. Februar 2014 at 1:44 pm

  33. Sehr schöner Text, trotz jugendlichen Alters und so ganz ohne Buchpublikation und Einsatz im Nahen Osten. Glückwunsch!

    Meine Theorie, die alles komplett erklären würde: Matussek hat was mit Lanz. Heimlich. Seit Jahren.

    Klaus Lowand

    25. Februar 2014 at 1:56 pm

  34. Danke! Man kann wirklich Angst bekommen. Was haben Leute wie Matussek fuer ein Problem?

    cervo

    25. Februar 2014 at 2:24 pm

  35. Sehr guter Text.

    Vasilie

    25. Februar 2014 at 3:08 pm

  36. “ Wir leben in einer Gesellschaft, in der viele, viele Leute Dinge sagen und tun, die verletzen, verunsichern und zu einem inneren Leid bei Anderen führen – ohne dass diesen Leuten das Bewusst wird, weil sie nicht dafür sensibilisiert sind, dass sie gerade verletzend sind“

    Irgendwie habe ich das Gefühl, das gerade das es ist, was Matussek so aufstößt. Das andauernde, überall und von allen Seiten tönende, nicht enden wollende Gegreine, wie furchtbar verletzt und vor den Kopf gestoßen man doch sei, weil andere Menschen doch einfach keine Rücksicht auf die enorme eigene
    Empfindsamkeit nähmen. Weil sie einfach nicht dafür sensibilisiert sind. Klar. Hat ja auch niemand eventuell auch noch andere Prioritäten, als bei jeder Äußerung oder Handlung die Empfindsamkeiten jedes beliebigen Grüppchens zu bedenken.

    Sowenig ich Matussek und besonders seinen Religionsmumpf schätze, das könnte ich zumindest nachvollziehen.

    Martin

    25. Februar 2014 at 3:52 pm

  37. großartig, danke.

    christian

    25. Februar 2014 at 3:53 pm

  38. Schade ist, dass Herr Niggemeier oft die Intelligenz seiner ‚Gegner‘ in Frage stellt, obwohl diese eher böse als dumm zu sein scheinen und an einer ernsthaften Diskussion vermutlich gar kein Interesse haben. War auch schon in der Lanz-Diskussion so, an dessen popelige Talkshow er Ansprüche stellt, die dieser vielleicht gar nicht erfüllen w i l l – auch wenn er es evtl. könnte. Im Endeffekt sind doch Leute wie Sarazzin, Bushido, Lanz oder der Papst leider sehr erfolgreich mit dem was sie machen – propagandieren statt diskutieren. Wen juckt das Gemecker eines dicken linksschwulen Homobloggers, wenn die Stammtischklientel beifällig johlt – und kauft.

    Suel

    25. Februar 2014 at 3:54 pm

  39. 1. Woher glaubst du, kommt seine Idiotie?
    2. Wann und warum hat er sich entschlossen, ein Idiot zu sein?
    3. Ist es möglich, dass seine Idiotie nur eine Phase ist und dass er seine Phase überwinden wird?
    4. Ist es möglich, dass seine Idiotie von einer neurotischen Angst vor Logik kommt?
    5. Wissen seine Eltern, dass er ein Idiot ist? Wissen es seine Freundinnen und Freunde? Wie haben sie reagiert?
    6. Eine ungleich starke Mehrheit der katholisch-konservativen Publizisten sind Idioten. Kann er es wohl verantworten, seine Kinder idiotischen Publizisten auszusetzen?

    ronin

    25. Februar 2014 at 4:00 pm

  40. […] Matussek – ein Fehler der Natur? Aber auch die Bloggerszene macht noch fleißig weiter: Matthias Matussek schlägt spontan auf einen Schwulen ein zum […]

  41. Was für ein wundervoller Text!

    Als ich gelesen habe, dass Matussek diesen Fragekatalog wirklich ernst genommen hat, lag ich unter dem Tisch vor lachen. Gleichzeitig war das Fremdschämen deluxe. Es gibt doch wirklich kaum etwas peinlicheres, als Satire nicht zu verstehen – vor allem nicht so eindeutige (hat er wirklich geglaubt, die pöhse Schwulen-Agenda würde ELEKTROSCHOCKS gutheißen?).
    Jeder andere mit seinen Mitteln wäre erst mal ein paar Wochen in Urlaub gefahren, irgendwo hin, wo es schön warm ist und wo er am Strand Cocktails auf Ananasbasis schlürfen kann, am besten ohne Internet und Smartphone, um die Scham zu verdauen. Aber das wäre ja viel zu selbstreflektierend. Nein, er bleibt hier und glaubt, wenn er nur laut genug brüllt, wird er schon nachträglich irgendwie recht haben.

    Natürlich ist die Debatte noch nicht zu Ende. Aber ich prognostiziere jetzt schon, dass in seinem nächsten Erguss etwas kommen wird wie „Wie können sich diese Rüpel erlauben, mich weiter zu belästigen, wo ich doch „Stop!“ gesagt habe!“

    Robin Urban

    25. Februar 2014 at 4:05 pm

  42. grandioser text & treffende analyse. matussek hat nichts vor, er scheint schlicht in altes pausenhof-bashing zurückgefallen zu sein; „M. matussek ist äusserst super“ sagt eigentlich alles aus, was nötig ist, um seine verhaltensweise zu „verstehen“. es scheint tatsächlich so platt & peinlich, gerade seine aussage, er habe den „brief“ erstmal 2 tage liegengelassen um ihn dann unverändert zu veröffentlichen, zeugt nicht gerade von reflektion.

    DasKleineTeilchen

    25. Februar 2014 at 4:44 pm

  43. Was man bei der ganzen Homophobie-Debatte nicht vergessen sollte. Die Intoleranz gegen Schwule und Lesben ist leider nicht das gesamte Problem, sondern nur ein Symptom von etwas Größerem. Die Tolerierung anderer sexueller Lebensentwürfe ist ein sehr aussagekräftiger Indikator für die Toleranz der Gesellschaft insgesamt. Oder mit anderen Worten: Wenn es anscheinden funktioniert, dass sich ein Meinungsführer wie M, sich mit so offensichtlicher Hetze gegen andere sexuelle Lebensentwürfe profiliert, warum sollte dann andere auf nicht-christliche Religionsgemeinschaften, Ausländer oder andere Minderheiten mehr Rücksicht nehmen? Und warum sollte jemand, der so etwas schreibt, in den genannten Bereichen mehr Empathie für die aufbringen, die anders fühlen als er selbst.
    Wer homophob ist, ist meist auch Rassist. Wer homophop ist, ist meist auch kein echter Demokrat. Soweit zumindest meine persönliche Lebenserfahrung

    ferdi

    25. Februar 2014 at 7:13 pm

  44. Vielen Dank für diesen wohlformulierten und absolut notwendigen Kommentar. Allein sein Gegenstand ist es eigentlich nicht wert, einen solch eloquenten und sinnigen Text zu verfassen, ist Hr. Matussek, dieser religionsverblendete Selbstdarsteller mit einem nicht gar so heimlichen Faible für extrem junge Mädchen, doch inzwischen nicht nur Niveautechnisch dort angekommen, wo er eigentlich schon längstens hingehört: bei Springer. EIN Franz-Josef Wagner reichte dort wohl nicht.

    Siegmund Marx

    25. Februar 2014 at 7:17 pm

  45. Hat dies auf That Man Talking rebloggt und kommentierte:
    Weil Matusseks „Notwendige letzte Worte“ auf keinen Fall die letzten Worte sein sollten…

    That Man Talking

    25. Februar 2014 at 8:50 pm

  46. Sehr schöne Analyse unter dem Fokus der Taktiken von Sprachmanipulationen

    Davon:
    „Anscheinend bin ich jetzt ein Teil der Truppen, die an Niggis Klowand schmieren und jetzt rumkrakeelen. Es ist mir natürlich effektiv unmöglich, einen Kommentar zu Matusseks Beitrag zu schreiben, der das nicht ist, denn er hat es ja vorhergesagt.“

    hab ich mich nicht aufhalten lassen und bin das Thema unter dem Aspekt des Generationenkonfliktes: „Die Narzisstische Gesellschaft“ angegangen. Es ist mir dabei völlig einerlei, wie er die Kommentare bewertet, gehöre nicht einmal zum Stammkommentariat (doch da reihe ich mich dort gerne im WC-Häuschen ein). Es ist m.E. für die Gesellschaft lange an der Zeit, sich von diesen Predigern der dekadent und exorbitant überbordeten Selbstgewichtung zu lösen.

    Letztlich, und das wird er nicht wissen (wollen), interessiert mich seine Beurteilung über das mögliche Publikum (welches spätestens seit Lanz und Nuhr an seinen ihm zugewiesene Platz erinnert wurde) nicht mehr die Bohne. Solches vorab auch nur zu erwähnen, deutet darauf hin, dass er sich seines Bedeutungsschwunds bereits bewusst sein wird und das erinnert mich an «Der Fuchs und die Trauben», mit einer gehörigen Portion Nostalgie auf die eigene Position der Vergangenheit bezogen, die jetzt schon in die Ferne rückt.

    So nötig Matussek auch heute offensichtlich noch dieser Bühne bedarf, bleibt es doch dem Publikum überlassen, eine Wertung über den Darsteller abzugeben. Das ablehnende Publikum mag er Vorfeld verachten und sich einbilden, er könne auf solches verzichten. Denn noch darf er hoffen, ausreichend Publikum anzusammeln, welches er für sich als das geeignete belobigen kann. Schließlich steht ihm immer noch ein riesiges Menschen-Kontingent aus der seinerzeitigen Denke zur Verfügung, die uns in die sozial-gesellschaftliche Entwicklung geführt haben, die wir heute bewundern dürfen (und bewundern sollen).

    Rosi

    25. Februar 2014 at 9:22 pm

  47. danke
    für 23 ziemlich stark

    fluffy

    26. Februar 2014 at 12:49 am

  48. Oberaffengeiler Text!
    Keine Ahnung wer dieser Matthias Matussek ist. Nie was von dem gehört oder gelesen.

    Aber wer schreit, der hat nichts zu sagen und irgendwie immer unrecht.

    btw. wer bei 2001 sich die Birne zugedröhnt hat, der kann kein Kulturmensch sein.

    Grinsi KleinPo

    26. Februar 2014 at 1:23 am

  49. Geniale und treffende Analyse!
    Nur mal so nebenbei: Matussek müsste mit 14 oder 15 Jahren bekifft in Kubricks 2001 gesessen haben. Ich kanns mir ja fast nicht vorstellen. Oder fand er den Film so berauschend?

    Tim

    26. Februar 2014 at 10:58 am

  50. Ist doch ganz klar, was Matussek will und macht. Und er ist erfolgreich! Man muss doch mal sagen dürfen, dass man sich gegen diese Tugendterroristen wehren dürfen können muss. Mann muss doch mal wieder Beifall dafür bekommen, dass man Kartonschädel-Niggi einen aufgeschwemmten Mausepaul nennt. Man muss sich doch wehren dürfen gegen diese Sorgfältigkeitstaliban, die immer alles belegen und nie glauben. Nie glauben wollen. Der Mensch muss doch auch eine Freiraum haben wo er noch toben und belohnt. Heute in schwierigen Zeiten. Heine gelesen. Muss doch. Muss doch lohnen.

    thorstenv

    26. Februar 2014 at 11:42 am

  51. Herr Matussek hat diesen Post mittlerweile übrigens gelesen. Ich habe ihn ihm per FB-Nachricht geschickt und er hat sogar geantwortet (wobei er mich offensichtlich für den Autor hielt, sorry dafür; ich hab’s richtig gestellt). Ich werde seine private Nachricht natürlich nicht hier öffentlich machen, nur soviel: er findet den Text „süß“ 😉

    Magnus

    26. Februar 2014 at 12:12 pm

  52. «Süß», wenn ich mich damit nicht zu weit aus dem Fenster lehne mangels Rahmentext, steht für mich an dieser Stelle als Synonym für: „nicht ernst zu nehmen, da nicht als bedrohlich empfunden“.

    Befürchte, solange uns noch solche «mein-Haus-mein-Auto-meine-Vita-Vortänzer» aus Politik und Presse vortanzen und sich gegenseitig bestätigend großartig fühlen, werden die anderen im sozialen Steinbruch gefangen bleiben. Den Tänzern dürfte ihr kalte Ausstrahlung nicht bewusst sein.

    Rosi

    26. Februar 2014 at 4:20 pm

  53. […] Analyse. *** Die Angst alter Männer vor der Homoerotik. Himmel, muss DAS schwer sein manchmal. Matussek gegen Niggemeier und dann kommt noch Alexander Görlach. Kann man die mal alle ins Altenheim schieben? Von mir aus […]

  54. „Sobald wir den ersten Mob haben, der einen Homophoben krankenhausreif schlägt, können wir“ über Tugendterror reden. Vorher nicht.
    Chapeau, junger Mann. Da kommt bei einem alten Knacker Freude auf.

    Armesocke

    27. Februar 2014 at 5:39 pm

  55. Also ich finde den GEW-Fragebogen keineswegs unproblematisch. Wir reden hier von Siebtklässlern, also von ca. 13-Jährigen. Außerdem ist er von der üblichen peinlichen Homophilie geprägt. Man kann damit meinetwegen Oberstufenschüler behelligen, wenn man so sehr auf Gutmenschentum erpicht ist. In dem Fragebogen wird auch eine 50er-Jahre-„Homophobie“ zugrundegelegt, die längst nicht mehr aktuell ist. Es sind kurzum aggressive, ideologische Fragen, die die Kinder in eine völlig unpassende und unangemessene Situation versetzen. Aber für unsere Homo-Toleranz kann man ruhig mal ordentlich und ohne Rücksicht vom Leder ziehen.

    Die Kritik ist völlig berechtigt. Aber wie so üblich ist das wohlige Gefühl der Progressivität und gesellschaftlichen Angepaßtheit manchen Leuten offenbar wichtiger. Sind doch alles Hinterwäldler_*Innen, die die gegenwärtige homoneurotische Propaganda kritisieren.

    Leute, kapiert es einfach: Es wird etwas übertrieben. Es reicht.

    James T. Kirk

    27. Februar 2014 at 8:47 pm

  56. […] I have a dream… Hier noch einmal eine Zusammenfassung zum Katholiken-Hooligan Matussek: Matthias Matussek schlägt spontan auf einen Schwulen ein. Hach ja, das ist schon eine Crux mit den Kreuzrittern… publikative.org: Niggemeier – der […]

  57. Sehr schöner Beitrag! Vor allem Punkt 3. Ich habe bei einigen meiner deutschen, männlichen heterosexuellen Freunde auch immer den Eindruck, dass sie gar nicht _wissen_ wie sich Diskriminierung überhaupt anfühlt, einfach weil sie es selbst nie erleben mussten.

    Thomas

    4. März 2014 at 2:05 pm

  58. Super Text! Eloquent, pointiert, witzig!
    …und sehr sehr wahr.

    Lena

    4. März 2014 at 2:56 pm

  59. […] Der Blogeintrag, auf den ich dieses Jahr am stolzesten bin, heisst Matthias Mattussek schlägt spontan auf einen Schwulen ein. […]

    Zum Kennenlernen | Hu

    1. Januar 2015 at 3:36 am


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